Was kann man tun wenn man in den Zustand der Trauer gerät?
Oft wird mir die Frage gestellt, was man gegen eine Trauer tun kann. Nun – gegen eine Trauer kann man gar nichts machen. Man kann ihr nur einen Weg, eine bestimmte Richtung geben. Um sich nun aber auszumalen, was der richtige Weg ist oder die richtigen Worte und Erklärungen zu finden, die einem ein friedliches Gefühl vermitteln, ist zunächst eine Herausforderung.
Ein nächster Angehöriger hat nach Erhalt der Todesnachricht zunächst einmal mit der unwiderruflichen Nachricht zu kämpfen. In der Folge steht er in der Pflicht, ein Bestattungsunternehmen zu beauftragen, welches den gesamten erforderlichen Papierkram erledigt, sodass der/die Angehörige/n sich auf die Trauer konzentrieren kann/konzentrieren können.
Hierbei ist es wichtig, alle Möglichkeiten zu nutzen, um sich am Verstorbenen zu verabschieden. Nicht nur 5 Minuten und nicht nur einmal. Auch nicht nur kurz vor der Beerdigung/Trauerfeier in der Zelle der Leichenhalle. Nein.
Vielmehr ist es notwendig, sich so oft wie möglich vom Verstorbenen zu verabschieden. Nur weil er tot ist, gibt es keinen Grund, ihn nicht mehr zu besuchen. Nicht wahr? (Ausnahmefälle gibt es wenn der Verstorbene nicht mehr ansehnlich ist!).
Der Verstorbene würde sich sehr darüber freuen, dass man ihn auch in dieser Phase besucht! Ein Trauernder will in der frischen Trauer den Tod noch nicht wahr haben und ist sich nicht im Klaren, dass er den Verstorbenen physisch nur noch 2-3 Tage sehen kann. Danach NIE WIEDER!!!! Es ist also sehr wichtig, jede Möglichkeit zu nutzen, sich ausgiebig vom Verstorbenen zu verabschieden!
Die Gestaltung einer Trauerfeier/Beerdigung ist ebenfalls von enormer Bedeutung. Eine Trauerfeier, die unumstritten die zeremonielle Feier zum Abschied einer individuellen Persönlichkeit darstellt, sollte von Beginn bis zum Ende organisiert werden wie bei einem Fest zu Lebzeiten! Von der Rede, über die Musikauswahl bis hin zur Dekoration. Stets unter dem Blickwinkel, dass der Verstorbene sich mehr als darüber freuen würde. Viel mehr noch. Eine jede Trauerfeier sollte so gestaltet und organisiert sein, dass der trauernde Angehörige das starke Gefühl entwickeln kann, dass der Verstorbene vollkommen stolz darauf ist, wie alles organisiert wurde. Wie von ihm Abschied genommen wurde. In Ehre und Würde.
Meine Erfahrung der vergangenen 25 Jahre zeigt, dass viele Trauernde darin verunsichert sind, sich individuell zu verhalten. Oft keimt bei Trauernden der Gedanke hoch “oh je, was denken wohl die Menschen, wenn ich das oder jenes tue”.
Es ist unbedingt notwendig, mutig zu sein wenn man frisch in der Trauer ist. Natürlich stellt das eine doppelte Herausforderung dar. Zum einen ist man tief betroffen und fühlt sich macht- und hilflos. Und jetzt muss man auch noch mutig sein, in dem man individuelle Entscheidungen treffen muss, von denen man weiß, dass es anderen möglicherweise nicht gefällt. Und gerade was das persönliche Planen und Organisieren eines Abschiedes angeht, ist es von großer Bedeutung den Mut und die Kraft aufzubringen, sich gegen die Meinung von anderen aufzulehnen! Die Absicht der Menschen um einen herum liegen selbstverständlich auf der Hand. Sie wollen einen schützen und Hilfestellung geben. Allerdings machen sie das oft mit Sätzen wie: “Nein, Nein, das kannst du auf keinen Fall so machen” – “Da musst du jetzt durch, Zeit heilt alle Wunden” – u.v.m.
Darüber hinaus ist es eben oft der Tonfall der “Helfenden” der einen Trauernden beeinflussen kann.
Es ist für den Trauernden unbedingt notwendig, dass er auf seinen Bauch hört und genau das durchzieht, was das innere Gefühl sagt! Denn genau dann, wenn der Trauernde – und mag es noch so unlogisch erscheinen – das in die Tat umsetzt, wonach ihm ist, dann wird es ihm in der momentanen Phase der Trauer weiterhelfen. Oft genug erlebe ich bei Bestattungskunden, wie dieser Kampf in einem Trauernden stattfindet, sich durchzuringen, das zu tun, was sich so fremd anfühlt. Und oft genug erlebe ich, wie nahe Angehörige oder Freunde, den Trauernden davon abbringen, individuell mit dem betreffenden Abschied umzugehen.
Zusammenfassend sei gesagt, dass es viele Möglichkeiten gibt, solange der Verstorbene noch “unter uns weilt”. Nutze jede nur erdenkliche Chance. Es sind die letzten Chancen solange man den Verstorbenen noch physisch sehen kann.
Wie zuvor beschrieben liegt vor dem Trauernden die Hauptaufgabe, den Verlust unweigerlich zu akzeptieren. Es ist aber genau das lähmende Gefühl der Trauer, welches einem kaum Möglichkeiten bietet, den oft schweren Verlust einfach so zu akzeptieren.
Fakt ist jedoch, dass erst die Akzeptanz eines Verlustes die Wege zur Ordnung des anderen, neuen Lebens öffnet. Und diese neuen Wege sollten mit behutsamen und bedachten Schritten begangen werden. Die Frage ist nur “wie”?
Ein Akzeptieren kann über längeren Zeitraum gehen, aber auch sehr schnell. Man kennt das durch viele andere Erfahrungen, die man im Leben erlebt hat. Die Hauptfrage dennoch ist: was genau ist akzeptieren oder wie genau kann ich denn akzeptieren. Manche Menschen sprechen vom Loslassen.
Und beim Vorgang des Loslassens möchte ich sachlich anmerken, den Verstorbenen loszulassen, dass er gehen kann, ist eine sehr einschränkende Haltung. Der Verstorbene ist, aus welchen Gründen auch immer, verstorben. Er ist nicht mehr da. Er ist schon gegangen!
Vielmehr geht es beim Loslassen und beim Akzeptieren um bestimmte Gefühlsempfindungen und Sichtweisen des Trauernden. Also der Person, die noch hier ist und jetzt mit dem Verlust zurecht kommen muss. Ob man will oder nicht! Das ist es, was die Trauer und den Verlust so schwer erscheinen lassen.
Wenn also die Sichtweise des Trauernden niederschmetternd und somit ungesund für Geist und in der Folge auch für den Körper ist, so kann eine andere Sichtweise neue Möglichkeiten eröffnen.
Zum Beispiel kann man der Trauer begegnen in dem man sich selbst hinterfragt, was man selbst über das Leben nach dem Tod denkt. Es ist sinnvoll sich die Frage zu stellen, wie es denn weiter geht nach Eintritt des Todes. Was denkst Du?
Wenn ich meine Angehörigen Frage, kommen häufig Antworten, die sinngemäß ergeben, dass die Seele den Körper verlässt. Sehr hilfreich sind bei dieser Überlegung verschiedene Ansätze. Zum Beispiel ist es interessant zu erfahren, wie es jemand erlebt hat, der schon eine Nahtoderfahrung hinter sich hat. Hierbei gibt es ein Zitat eines meiner Mentoren, Bob Proctor, der es auf wundervolle Weise folgend auf den Punkt bringt:
“Du hast keine Seele – Du bist eine Seele.
Du hast auch keinen Körper – Du bist in einem Körper beheimatet”
Dieses Zitat hat schon unzählig vielen, trauernden Menschen helfen können, Ihre Sichtweise zu erweitern. Es ist jedoch völlig irrelevant, welche Sichtweise dem Trauernden hilft, die Situation entspannter betrachten und durchleben zu können. Es geht darauf zurück, dass der Trauernde anstelle eines verkrampften Gefühls, ein entspanntes Gefühl entwickeln kann. Fakt ist: mit einem entspannten Gefühl kann man wesentlich angenehmer trauern. Man kann gesund trauern!
Und eben dieser Gedankengang ist einer der Grundpfeiler, die die Basis eines effektiven TrauerCoachings bilden. Dazu mehr in der nächsten Woche.
Von Herzen
Dein
Thomas Sommerer